Bilder: © Bayerische Staatsbibliothek, 2° L.impr.membr. 64
Experiment Buch um 1500 – Spielräume für Künstler
Experiment Buch um 1500 – Spielräume für Künstler
Internationale Tagung 27.-28. September 2019
Universität Wien, Institut für Kunstgeschichte, SR 1
Im Zentrum des VII. Wiener Buchmalereikolloquiums steht die Frage nach der Rolle von Künstlern in der europäischen Buchproduktion (Handschriften und Drucken) um 1500. Am Ende des 15. Jahrhunderts waren die Standards des modernen Buches (Titelblatt, graphische Abbildungen, Impressum) im Druck gesetzt, ohne die Herstellung von Handschriften einzudämmen. Weder die Erfindung des Buchdrucks noch die zunehmende Etablierung des gedruckten Buchs um 1500 waren radikale Wendepunkte. Vielmehr entstanden im Kontext des steigenden Bedarfs, der immens wachsenden Produktion und dem Ausbau des europaweiten Vertriebs neben neuen Formen der Serienproduktion auch hochindividuell gestaltete Bücher mit experimentellem Charakter.
Verlage, Buchführer, Auftraggeber mit besonderen Ansprüchen, Schreiber, Setzer und Künstler handelten die Möglichkeiten dessen aus, was ein Buch sein kann – zwischen der Bewahrung angemessener Traditionen und den neuen Gegebenheiten und Möglichkeiten anpassender Erneuerung – sowohl regional unterschiedlich als auch im Transfer zwischen den europäischen Zentren und unterschiedlichen Bildmedien (Buchmalerei, Graphik, Zeichnung, Tafelmalerei). Ein wesentlicher Faktor dieses Austauschs war die Mobilität von Künstlern, Auftraggebern und Objekten durch den Handel, klösterliche und humanistische Netzwerke oder die Reichweite höfischer Aufträge. Während einige Innovationen den Standard vorbereiteten, wurden andere kreative Erfindungen und Experimente vorläufig oder dauerhaft aufgegeben.
Das kunsthistorische Kolloquium ist eine Kooperation zwischen dem Forschungszentrum für Buchmalerei „Otto Pächt-Archiv“ am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien (Dr. Armand Tif, Dr. Caroline Zöhl) und der Abteilung Buch- und Schriftwesen an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Dr. Maria Theisen) auf der Basis von vier in Wien angesiedelten Forschungsprojekten zur mitteleuropäischen Buchmalerei der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das Ziel der Tagung ist der internationale Austausch zwischen Forschern unterschiedlicher Institutionen und Forschungskulturen über vielfältige Perspektiven auf das Thema.